Oktober 03, 2015

Onomichi

Vergangene Woche Freitag bin ich dann von Hiroshima aus auf Empfehlung meines Kollegen nach Onomichi gefahren. Und ich habe es nicht bereut, auch wenn die Zuckelei mit dem Zug vorbei an den Reisfeldern erneut an die eineinhalb Stunden gedauert hat. Aber ich hatte ja Zeit. Das Wetter war immer noch nicht so prächtig, zwar ziemlich warm, dabei aber sehr feucht und drückend. Da merkte ich doch, dass ich weiter südlich von Tokyo war, die gesamten Tage war es deutlich wärmer als die vorangegangene Zeit in Tokyo, immer zwischen 25 und 30 Grad. Glücklicherweise hatte ich dieses Mal daran gedacht, mein Antimückenmittel mit zu nehmen und als die ersten um mich herumschwirrten, als ich vom vielen Treppauf und Treppab verschwitzt war, konnte ich mich gleich einschmieren. Nur das Gesicht hatte ich ausgelassen, und was glaubt Ihr, war das Resultat? Zwei Mückenstiche an der rechten Augenbraue, mein zugeschwollenes Äugelein hättet Ihr mal sehen sollen. Naja, ich hatte ja keine Begleitung, die ich mit meinem Quasimodoaussehen verschreckt hätte.
Also Onomichi



Schon irgendwie ein besonderer Ort fand ich, mit eigenartiger Stimmung. Ein Fischer- und Hafenort an der Seto Inlandssee. Viele kleine, schmale Gassen, sehr viel bergauf und bergab, viele Treppen und Stufen, unglaublich viele Tempel auf einer Strecke von zwei bis drei Kilometern, an die dreißig. Dafür ist Onomichi bekannt, es führt ein ausgeschilderter Weg durch den Ort und die Leute klappern die Tempel ab und sammeln Stempel ein. Es kam mir vor wie eine Wallfahrt, die Stempel die überall auf Tischen bereit standen, als Beweis, dass man tatsächlich überall gewesen war. Manche hatten richtige Bücher dabei, in die sie hinein stempelten. 







Unglaublich viele Katzen. Dafür ist Onomichi auch bekannt. 





Und noch mehr Friedhöfe. Ich habe noch nie auf einer solchen Distanz so viele Grabstellen gesehen. Warum das so ist? Wahrscheinlich, weil einfach jeder Tempel seinen eigenen Friedhof hat, allerdings ist mir trotzdem schleierhaft, woher diese vielen Leute gekommen sein sollen. 



Der ganze Ort wirkte schon ein wenig herunter und in die Jahre gekommen, aber das macht seinen Reiz wahrscheinlich auch aus. Scheinbar hat er diverse Male als Kulisse für unterschiedliche Filme gedient. Das kann ich mir gut vorstellen. Blau glasierte Dachziegel fielen mir hier auch einmal mehr wieder auf und die schon obligatorische überdachte Einkaufsstrasse unten im Ortszentrum. In dieser Straße standen auch ein paar interessante Häuser, die unter der Straßenüberdachung wirkten, wie aus der Zeit gefallen.


















Das tollste aber war ganz klar die Aussicht vom Senko-ji Park aus. Am großen buddhistischen Tempel vorbei bzw weiter den Berg hinauf. Noch mehr Stufen. Aber das hat sich gelohnt. Man hätte auch mit einer Seilbahn fahren können, was wohl die meisten taten, um dann wieder hinunter zu laufen, aber es war auch nett, bergauf zu schnaufen. Ich kam an riesigen Kamelienbüschen vorbei, die große Früchte hatten. Das habe ich zuvor auch noch nie gesehen. Von der Größe her fast wie Passionsfrüchte, rot gefärbt. Die Japaner nutzen Tsubaki bzw das Öl, das dann wohl aus den Samen gewonnen wird, scheinbar gern zur Seifenherstellung, für ein Haaröl oder auch zum Fetten von Stahlklingen. Woher dieses Öl denn kommt, darüber hatte ich mir vorher nie Gedanken gemacht. 
Und dann oben, toll. Die zahlreichen vorgelagerten Inseln, die über viele Brücken miteinander verbunden sind und über die auch ein Fahrradweg führt, der sehr schön sein soll - das kann ich mir vorstellen - bieten schon einen besonderen Anblick. So ähnlich sieht es sicher auch von Miyajima aus, so war ich ein wenig versöhnt, dass aufgrund des schlechten Wetters am Tag zu vor der Bergblick "ins Wasser" gefallen war. 




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