August 19, 2015

Ikebana

Vor ein paar Wochen war ich bei einer Ikebana Ausstellung. Die fand in einem der großen Kaufhäuser (das bereits erwähnte und berühmte Takashimaya, das mit den passenderweise rosenbedruckten Tüten) für mehrere Tage statt und wurde von einer wohl recht bekannten Ikebana Schule (Ohara) veranstaltet. Darauf gekommen bin ich über einen Kollegen (!, ja, es gibt scheinbar auch recht viele Männer, die sich mit dieser Kunst beschäftigen) hier von der Arbeit, der schon seit Jahren Ikebana mit einer Kollegengruppe (Betriebssport sozusagen) betreibt. 


Ich hatte vor ein paar Jahren, als ich hier war, abends eine Gruppe gesehen, die sich mit Blumen und Gefäßen bewaffnet in einem der Besprechungsräume getroffen hatte und ohnehin im Kopf, mich während meiner Zeit hier zu erkundigen, ob man irgendwo an einem Schnupperkurs teilnehmen könnte, wo ich doch auch zuhause gerne mal Blümchen arrangiere. Da traf es sich gut, dass Kawase-san eine Email an die gesamte Abteilung (auf deren Verteiler ich ja im Moment auch stehe) schrieb, um sie zu eben der Ausstellung einzuladen, denn man benötigte ein Zutrittsticket, dass ich über ihn bekommen konnte. Bei ihm nachgefragt, stellte sich heraus, dass er bereits seit mehreren Jahren praktiziert, Kurse besucht hat, zuhause übt und die Arrangements mit seiner Lehrerin diskutiert. Scheinbar hat er auch schon einen Level erreicht, mit dem er selbst unterrichten dürfte. Auch im Ikebana-Bereich geht also alles seinen japanisch geordneten Gang, auch hieraus wurde eine Wissenschaft gemacht, schaut nur mal hier, wieviele verschiedene Stile es gibt und was dabei jeweils zu berücksichtigen ist. Und für jeden dieser Stile gibt es Kurse. Es war schon interessant zu sehen, was in der Ausstellung an unterschiedlichen Gestaltungsarten gezeigt wurde. Selbst habe ich ja das Bild von Ikebana so, dass in einer Schale eins von diesen Stachelmonstern (kenzan) liegt und dort hinein Blumen und oder Zweige gesteckt sind. Aber in Wahrheit ist es dann doch mehr. Es gab unterschiedliche Arten, unter anderem die klassischen, die die japanische oder chinesische Malerei abbilden sollen (so wurde es mir erklärt), aber auch moderne Installationen, Geweihfarn auf einem Gestell vor einer Wand mit Wasserflaschen, da hätte es auch ein wenig Erläuterung bedurft.



Die Ausstellung war jedenfalls nach Gestaltungsart sortiert, hunderte verschiedene Gestecke in allen Größen, von vielleicht 10 Zentimetern bis hin zu mehreren Quadratmetern, teilweise sah es aus, als seien halbe Gärten aufgebaut. In einem Bereich ging es um Farbe, in einem anderen gab es Gestecke, in denen Meeresgetier aller Art mit verbaut war. Nicht so ganz mein Fall, aber man muss ja auch neue Ideen ausprobieren. Es gab auch Gestecke, die ich nie im Leben als Ikebana identifiziert hätte, für mich wären das einfach Blumensträusse gewesen, in kleinen Vasen. Besonders hübsch auch die wilden Blumen in den kleinen Regalen, die wiederum selbst wie Vasen geformt waren.
Das Fotographieren stellte sich allerdings leider als etwas schwierig heraus, da die Lichtunterschiede zu extrem waren. Der Ausstellungsraum war ganz in schwarz gehalten, Tageslicht gab es nicht, nur extrem helle Strahler, die die Szenerie beleuchteten. Da bin ich mit meiner Kameraeinstellung nicht so weit gekommen, aber für einen kleinen Eindruck reicht es sicher trotzdem.









Was gefällt mir am besten: So toll die großen Sachen teilweise waren und es im Ikebana ja auch darauf ankommt, unterschiedliche Strukturen und Muster harmonisch zusammen zu stellen und dabei auch besonderen Wert auf die Anordnung zu legen (Linienverläufe etc) (so stelle ich mir das jedenfalls vor), ist mir das dann teilweise schon fast wieder zuviel Gemixe. Wenn halbe Baumwurzeln mit recht artifiziellen Orchideen oder Anturien kombiniert und dazu noch wilde Gräser und Hortensienblüten gesteckt werden, überzeugt es meinen persönlichen Geschmack nicht so sehr. Aber darüber läßt sich ja bekanntlich nicht streiten und jedem das seine. Mir gefielen die einfacheren, schlichteren Kombinationen gut, besonders auch die Gestecke, die alle aussahen, als würden sie Gartenteiche imitieren wollen (da waren dann natürlich auch Iris („Ayame“ – das wäre eigentlich auch ein schöner Frauenname) dabei. Im Zugangsbereich zum Ausstellungsraum gab es eine riesige Installation mit herunterhängenden Papierstücken (ich glaube jedenfalls, dass es Papier war) über einem runden Teich, in den genau mittig immer nur ein einzelner Tropfen fiel, dessen Welle sich kreisrund bis zum Rand ausbreitete, bevor der nächste heruntertropfte. Ich möchte nicht wissen, wie lang es gedauert hat, bis das so genau eingestellt war. Sah aber recht spektakulär aus, das Ganze. Meditiert hat davor allerdings niemand.


Ich habe mal nachgesehen, die Ikebana Schule bietet auch englisch sprachige Stunden an, gerade ist Sommerpause, aber ab Mitte September gibt es einmal die Woche wieder eine Möglichkeit, teil zu nehmen. Da muss ich mich demnächst einfach mal anmelden.
Nach Törtchenkurs, Macaronkurs, Bastelkurs mit Rie Elise Larsen dann also vielleicht auch noch ein Ikebanakurs.


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