August 02, 2015

große Tenuguiliebe

Heute ist es soweit und ich muss über die Tenugui Besessenheit schreiben, die mich seit ich hier bin, noch mehr ergriffen hat, als ohnehin schon. Fast jedes Mal, wenn ich hier in Japan war, mußte mindestens eines mit zurück nach Deutschland, wenn ich auch mit der Auswahl am Flughafen als einzig bewusster Einkaufsmöglichkeit nicht immer so ganz glücklich war. Und jetzt? Ich bin der Verzweiflung nah, weil ich ob der Riesenauswahl garnicht mehr weiß, welche ich denn nehmen soll bzw was ich überhaupt mit diesen ganzen Tüchern anfangen soll. Es begann an meinem ersten Wochenende hier, als ich im Kaufhaus schräg gegenüber schon die ersten mitnahm, um es mir in meinem Apartment etwas wohnlicher zu machen. Als Miniläufer über den Tisch, als Kissenhüllenersatz um die Kissen hier gewickelt, die mir so garnicht gefallen. Als ich dann in an meinem zweiten Wochenende in Ginza unterwegs war, gab es gleich den ersten Laden mit einer (wie ich damals dachte) riesigen Auswahl. Inzwischen wurde ich eines besseren belehrt. Es geht noch mehr. 
Nach den wie ich fand, besonders hübschen Tüchern, die mich teilweise auch ein wenig an die Bilder von Chagall erinnerten, gestern in Oka-Aki Artisan, die wie ich inzwischen nachgesehen habe, von Nijiyura stammen, hielt mich heute trotzdem nichts davon ab, ein weiteres Mal bei Itoya vorbei zu schauen (jajaja, ich weiß, über den Laden will ich auch schon lange schreiben), weil ich bei Facebook gesehen hatte, dass im Untergeschoss, welches Itoya als "Inspiration Hall" bezeichnet und das anscheinend von wechselnden Ausstellern genutzt wird, Kamawanu eine Präsentation hat.
Grandios. Einfach grandios.


Was finde ich an diesen Tüchern?
Das Format ist jetzt irgendwie nicht wirklich so praktisch. Als Läufer sind sie eigentlich etwas zu kurz, die Enden sind einfach nur abgeschnitten und ausgefranst. Aber gerade dieses etwas unfertige mag ich. Die Tücher sind standardmäßig auf 30x90 cm geschnitten, gestern bei Nijiyura gab es sie teilweise aber auch in längerem Format oder gleich als Meterware. Ich liebe die Farben, die unterschiedlichen Muster, es gibt alles. Von relativ simpel zweifarbig bis bunt und ineinander verlaufenden Farben, von traditionellen Mustern bis zu modernen, heute habe ich sogar eine Herbst-, Winter- und Weihnachtsedition gesehen mit Rentieren, Ilex, Granatäpfeln. Ein Tuch als Fußballfeld gestaltet, einen skandinavische Edition gibt es ebenfalls. Da haben wohl skandinavische Designer mit Kamawanu zusammen gearbeitet. Mir war ja kürzlich bereits aufgefallen, ich weiß nicht, ob ich es hier schon irgendwo erwähnt habe, dass auch Dalarnapferde ein beliebtes Motiv zu sein scheinen, die sieht man jedenfalls öfters. Alle möglichen Tiere, Gemüse und Früchte (vielleicht als Reminiszenz, dass diese Tücher eigentlich wohl einmal Handtücher waren), sogar mit Hinamatsuri Motiven. Von Kirschblüten, ganzen Landschaften mit Fuji oder Kirschbaumwäldern einmal ganz zu schweigen.







Kurz gesagt habe ich jedenfalls inzwischen doch so einige erworben, weil ich mir überlegt habe, sie in irgendeiner Form, die noch zu definieren ist, an meinem Bett aufzuhängen. Na dann!
Die Hersteller liefern jedenfalls auch immer kleine Faltblättchen mit, auf denen beschrieben ist, was man alles damit tun kann. Als Servietten nutzen, als Handtücher, als Kopftuch, um Weinflaschen zu verpacken, als allgemeine Geschenkverpackung (dazu sind hier in Japan ja auch die Furoshiki besonders beliebt, und nicht nur dazu), als Bild im Rahmen an die Wand hängen oder auch einfach zwischen zwei Bambusstangen, oder um Taschen und Körbe damit abzudecken. Eigentlich sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Was bleibt mir also? Möglichst viele zu fotographieren, um diesen unglaublichen Eindruck und die Phantasie zu erhalten. Die meisten Bilder sind kompositorisch natürlich nicht besonders wertvoll, aber wenn Ihr selber einmal schauen und Euch einen Eindruck über die Vielfalt verschaffen wollt, könnt Ihr das hier. Vielleicht versteht mich der ein oder andere dann besser.





Heute hat mir natürlich besonders gut gefallen, dass bei Itoya auch so viele Japaner in Yukata und Kimono unterwegs waren, das machte sich gerade zu diesem Thema ausnahmslos gut. Wenn man sich so umschaut, merkt man auch, dass diese Tenugui nicht nur ein touristisches Mitbringsel sind, sondern auch bei den Japanern beliebt. Es wird jedenfalls auch hier fleißig gekauft. Problem ist nur, dass es hier auch sicher wechselnde Kollektionen gibt bzw immer wieder etwas neues. In diesem Sinne ist, es wohl gut, dass die Dauer meines Aufenthaltes hier beschränkt ist. Wer sich dafür interessiert, wie diese Tücher immer noch mit viel Aufwand in Handarbeit hergestellt werden, der findet bei youtube das ein oder andere interessante Filmchen, auch über die Nutzung. Schön, dass diese Tradition erhalten geblieben bzw so viele Interessenten und Käufer findet.



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