Juli 12, 2015

Shinjuku Gyoen Park

Nachdem nun scheinbar die Regenzeit ihrem Ende entgegen geht (seit drei Tagen ist kein Tropfen gefallen, wohingegen es meine erste Woche hier mehr oder weniger permanent geregnet hat und teilweise in Sturzbächen) und damit gleichzeitig die große Hitze kommt, dachte ich mir heute, ich erkunde einen von Tokios Parks und Gärten. Gestern war ich in Ginza unterwegs (nur ein wenig, weil ich Samstagmorgen noch damit beschäftigt war, den Inhalt meiner sechs Kisten Kleidung und ein paar andere Dinge aufzuräumen, die mir nach knapp 10 Tagen zugestellt worden waren), da war Bedürfnis nach etwas Grün vorhanden und ich hoffte auch, es sei im Shinjuku Gyoen eventuell etwas kühler als in der Asphaltwüste (wobei die Hochhäuser teilweise aber auch die Sonne abhalten wie mir scheint). Und dabei ist es ja noch nichtmal die größte Hitze jetzt, da geht schon noch was in den nächsten Wochen.
Außerdem hoffte ich, noch einen kleinen Eindruck der Hortensienblüte zu erhaschen, von der mir alle möglichen Kollegen vorgeschwärmt haben.


Ich muss also mein ein wenig eingeschränktes Bild von Kirsch- und Lotusblüte, sowie dem schönen Herbst noch um ein paar weitere Blumenereignisse erweitern. Und so wird auch klar, warum vergangenes Jahr Mitte Mai am Flughafen in Haneda ein Riesenfeld mit Hortensien aufgebaut war.
Leider war ich auch für die Hortensien schon ein wenig zu spät dran, deren Hochsaison beginnt mit dem Start der Regenzeit, allerorten gibt es Festivals bis Anfang Juli, teilweise sind scheinbar in diversen Tempelanlagen z. B. beim Takahata Fudo-son, an Pilgerwegen und in Heimatmuseen hunderte Büsche gepflanzt, das muss eine Pracht sein und dabei vor allem in blau wie in der Bretagne. Als ich vom Park auf dem Rückweg nach Hause war, kam ich an einem Plakat vorbei, das für ein für mich nicht entzifferbares Ereignis in Kamakura zu werben schien. Ob es wohl auch etwas mit den Hortensien zu tun hat?
Im Shinjuku Gyoen gab es auch einige Büsche und teilweise fast mannshohe Hecken, als die in voller Blüte standen, muss es wirklich wunderschön gewesen sein.




Aber auch so hat mir der Park sehr gut gefallen. Er kostet ein klein wenig Eintritt und leider schließt er bereits um 16.30 Uhr seine Pforten, doch gerade gegen Abend wird es sicher erst richtig angenehm. Das ist für mich irgendwie seltsam, denn der Park ist schon ziemlich groß und erscheint mir eher wie der englische Garten oder Westpark, weniger wie ein botanischer Garten, auch wenn es dort Gewächshäuser gibt, also stellt Euch vor, dort werdet Ihr freundlich aber bestimmt herauskomplementiert. Um 16 Uhr kommt die erste Durchsage durch Lautsprecher, ab 16.15 Uhr erklingt klassische Musik, so dass auch der letzte noch mitbekommt, dass es Zeit ist, seine Siebensachen zusammen zu sammeln. Das Gelände ist recht abwechslungsreich, es gibt neben dem Gewächshaus wie gesagt einen "englischen Garten", der auch als solcher genutzt wird, viele Menschen lagerten auf den Wiesen, Kinder spielten, einen "französischen" Teil mit Rosengarten, rund geschnittenen Hecken sowie Platanenalleen, große Wasserflächen, einen traditionellen japanischen Garten mit Teehaus, einen wilderen mehr bewaldeten Teil mit vielen wunderschönen und richtig großen japanischen Ahornbäumen mit diesem feinfedrigen Blattwerk, in dem auch die großen Hortensienhecken stehen und sicher noch mehr, aber leider konnte ich den Weg nicht mehr ganz schließen, mußte meine Runde abbrechen und den Park durch ein anderes Tor verlassen, als ich ihn betreten hatte. Aber ich komme im Lauf der Monate vielleicht noch mal wieder. Eventuell im Herbst. Aber es gibt ja noch so viele andere Gärten in Tokio zu sehen und ganz andere Orte in Japan. Wahrscheinlich vergeht die Zeit dann doch viel zu schnell, kann kaum glauben, dass schon wieder eine Woche vorüber ist.













Neben den Hortensien gab es große Malvenbüsche oder heißen die Roseneibisch oder Hibiskus? Wie auch immer. Insekten liessen sich dort trefflich beobachten, Schmetterlinge (doppelt so groß wie bei uns, habe leider keinen mit der Kamera vernünftig erhaschen können) und Hundertschaften riesiger Libellen waren an den Gewässern unterwegs und heute habe ich auch zum ersten Mal die Zikaden (semi, the sound of summer) gehört. Als ich vor drei Jahren einmal im August in Tokio war, war mir dieses ohrenbetäubende Geräusch aufgefallen (und im Koishikawa Korakuen hatte ich sogar eine gesehen). Nie hätte ich gedacht, dass in einer solchen Stadt ein dermaßener Geräuschpegel von Insekten herrschen kann, aber das gehört hier zum Sommer. Ein weiteres undefinierbares Geräusch hatte ich mehrfach vernommen, in der Regel nahe am Wasser. Ich vermute, dass das ein Frosch oder eine Kröte gewesen ist, es klang allerdings ungelogen mehr wie ein heiserer Ochse...


Auf der Rückfahrt Richtung Stadt ging es an einem Kanal entlang. Dort gab es auch das ein oder andere malerische Plätzchen unter anderem ein "Café am Canal" mitsamt kleinen Ruderbooten und eine "Angelstation". Beschäftigung gibt es hier in Tokio jedenfalls genug...





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