März 09, 2015

Küchenpoesie

Zurück aus Japan fiel mir wieder ein, dass ich in den Weihnachtstagen in Köln im dortigen neuen granit Laden einen Stift gekauft hatte, mit dem man Glas beschreiben und dies aber auch wieder leicht entfernen kann. Damals hatte ich schon die Idee, den Stift auf den Scheiben meiner Küchentür zum Einsatz zu bringen, ich wußte nur nicht wie bzw. womit.


Doch inspiriert von meinem kurzen Japanaufenthalt kam mir einmal wieder das Buch "kitchen" von Banana Yoshimoto und dessen einleitender Abschnitt in den Sinn. Das hat mich immer besonders angesprochen. Ich war zwar etwas skeptisch, ob ich das gesamte Textstück, das mir vorschwebte, tatsächlich auf den vier Flächen unterbringen könne und ich mußte meinen ersten Versuch abbrechen, weil schnell klar war, dass ich zu groß angefangen hatte. Aber dann hatte doch der gewünschte Text Platz.
Mir gefällt es. Sieht nett aus. Eröffnet ungeahnte Möglichkeiten, das Menu könnte man dort auch aufschreiben. Oder Malen. Oder andere Texte. Ich könnte auch die Scheiben des Buffets gestalten. Aber hier noch der Vollständigkeit halber der Text, denn auf den Fotos kann man das teilweise nicht komplett entziffern.






"Der liebste Platz auf dieser Welt ist mir die Küche. Ganz gleich, was sonst geschieht - in einer Küche, an einem Ort, an dem man kochen kann, da geht's mir gut. Wenn diese Küche auch noch praktisch ist und alles darin seinen festen Platz hat, wenn überall saubere Tücher hängen und die weißen Fliesen funkeln und blitzen, dann ist's perfekt.
Doch auch für wahnsinnig schmuddelige Küchen kann ich mich begeistern.
Für Küchen etwa, deren Boden mit Gemüseresten übersät ist und so schmutzig, daß die Sohlen meiner Schlappen schwarz werden, und deren Boden eine Riesenfläche hat; so was finde ich toll. Vielleicht ragt darin ein riesiger Kühlschrank auf, vollgestopft mit Lebensmitteln, so vielen, daß man leicht über den ganzen Winter kommt. Vor dem stehe ich, gelehnt an seine metallene Tür. Wenn ich den Blick vom fettbespritzten Gasherd und den angerosteten Messern hebe, leuchten draußen vor dem Fenster einsam die Sterne.
Übriggeblieben bin dann ich und die Küche. Ein tröstlicher Gedanke, wenn ich mir vorstelle, nur ich allein wäre noch da."




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